Likör selber machen

„Ist selbstgemacht!“ Wäre es nicht schön, wenn der Satz auf der nächsten Party von Ihnen kommt? Sie holen dann stolz eine Flasche dunkelroten Beerenlikör aus der Tasche und stellen ihn auf den Tisch, was garantiert die meisten Gäste freuen wird.
Spirituosen selber zu machen kann ein spannendes und nützliches Hobby sein. Mit wenigen Zutaten plus Zeit entsteht „wie von selbst“ eine leckere Delikatesse, ein beliebtes Partymitbringsel oder nettes Geschenk. Hier verraten wir ein paar einfache Rezepte, die gut in den Mußestunden der Sommerferien hergestellt werden können.

Geistreiche Flüssigkeit

Das Wort Likör stammt vom lateinischen Begriff „liquor“ für „Flüssigkeit“. Charakteristisch für diese Spirituose ist der hohe Zuckergehalt (mindestens 100 Gramm Zucker pro Liter), der Alkoholgehalt liegt normalerweise zwischen 15 bis 35 % Volumenprozent, es gibt aber auch stärkere, zum Beispiel „Chartreuse verte“ mit 55 % Vol. Der verwendete Alkohol wird bei Likören durch Einlagern von verschiedenen Früchten und Gewürzen bis hin zu Pfefferminzdrops aromatisiert. Dieses Stehenlassen mit zugesetzten Aromen nennt man „ansetzen“. Ohne Zucker kann man auch eine wohltuende Spirituose zubereiten, aber das Gemisch wird dann zum herben Magenbitter oder zur bitteren Tinktur, die in der Naturheilkunde Verwendung finden könnte

Zeit macht Geschmack

Die Lagerzeit des werdenden Likörs ist ganz unterschiedlich und kann von wenigen Tagen (beispielsweise Safranlikör) bis zu 6 Wochen (Schlehenlikör) reichen. Die im „Volksmund“ weitergereichte Weisheit, ein Ansatz würde sich durch sehr langes Stehen verbessern, ist falsch. Wenn ein Nussansatz z. B.  3 Jahre im Keller vergessen wurde, ist er sicher verdorben. Vielleicht noch nicht verschimmelt, aber nicht mehr genießbar. Es gibt auch den Irrglauben, dass man nach dem ersten Ansatz die Aromageber noch einmal mit neuem Alkohol auffüllen kann, um so einen 2. Ansatz zu erhalten. Dieses Vorgehen wird den echten Likörliebhaber enttäuschen, denn der 2. Ansatz schmeckt fast immer lasch und unbefriedigend.

Zubehör

Alles, was man zum Likörherstellen benötigt, ist im normalen Haushalt vorhanden: Schüsseln, Siebe, Messbecher, Einfülltrichter, Klebeetiketten und Flaschen oder Einmachgläser mit Verschluss. Es versteht sich von selbst, dass die Flaschen und Gläser 100 % sauber gespült sein müssen, damit der Orangenlikör im Abgang nicht nach sauren Gurken schmeckt. Um den selbstgemachten Likör bei Tisch formvollendet anzubieten, wäre der Einsatz einer elegant geformten Karaffe mit Glasverschluss schön. Das Dekohaus um die Ecke hat da sicherlich etwas passendes anzubieten.

Alkohol und Zucker, oder Honig?

Klassisch für die Zubereitung ist reiner Weingeist (96 % Vol.) aus der Apotheke, oder Primasprit, den man mit Wasser auf ca. 40 % verdünnen muss. In jedem Supermarkt finden Sie Doppelkorn (38 % Vol.), Wodka (37,5 % Vol. bis 40 % Vol.) oder Rum (37,5 % Vol. bis 50 % Vol.), der ebenso gut verwendet werden kann. Kann man statt Zucker Honig verwenden? Jein, da Honig schon einen sehr eigenen Geschmack mitbringt, der nur mit wenigen Aromen harmoniert, z. B. mit duftenden Rosenblättern. Man kann Honig aber auch als Solo-Geschmacksquelle einsetzen: für den ostpreußischen Bärenfang. 

Honiglikör (Bärenfang)

Zutaten für den Ansatz: 
•    500 g aromatischer Honig
•    200 ml Wasser
•    1 Liter Kornbranntwein 40 % Vol.

Geben Sie den Honig und das Wasser in einen Topf und lösen Sie den Honig auf kleinster Flamme vorsichtig auf (nicht kochen!). Das Honigwasser wird in einer großen Flasche mit dem Kornbrand versetzt und an einen kühlen Ort gebracht.  Nun dürfen Sie gut schütteln und müssen sich mindestens 6 Wochen gedulden, bis Sie mit dem „Bärenfang“ auf Mittrinker-Jagd gehen dürfen ;)

Johannisbeerenlikör

Fruchtig-sommerlich passt ein Beerenlikör als „Absacker“ zur Grillparty oder als Geschenk für Tante Hedwig, die mit dem Likör ihr selbstgemachtes Vanilleeis garnieren wird.

Zutaten für den Ansatz: 
•    300 g Johannisbeere (schwarz oder rot)
•    200 g Zucker
•    1 Päckchen Vanillezucker
•    0,75 Liter Wodka 40 % Vol.
•    1 abgeschälte Bio-Zitronenschale

Sie entrispen die Johannisbeeren und waschen das Beerenobst. Dabei werden die an der Oberfläche des Wassers treibenden Früchtlein entfernt. Die Beeren geben Sie mit Zucker, Zitronenschale und Wodka in eine Flasche oder Einmachglas und schließen das Behältnis. Nach 4 bis 6 Wochen ist der Likör trinkfertig.

Falls Sie die Wahl haben: ein Likör aus Schwarzen Johannisbeeren kommt meist noch besser an als ein Getränk aus Roten Johannisbeeren, da sein Aroma ungewöhnlicher und interessanter ist.

Limoncello

Ein Glas des köstlichen italienischen Zitronenschalenlikörs „Limoncello“ tröstet etwas, falls Zeit oder Geld nicht für einen Urlaub am Mittelmeer gereicht haben. Dieses Getränk ist zwar leicht zuzubereiten, aber Sie müssen sich vorher überlegen, wohin mit dem vielen Zitronensaft, der als „Abfallprodukt“ entsteht. Am besten frieren Sie den Saft in kleinen Portionen ein und mixen ihn mit Mineralwasser für gesunde Limonade.
Der Ursprung des Limoncellos bleibt bis heute ungeklärt. Die Einwohner der italienischen Städte Sorrent, Amalfi und der Insel Capri sind jeweils davon überzeugt, dass der Limoncello von ihren Vorfahren erfunden wurde. Die Hauptzutat sind reife Zitronen von hoher Qualität sowie 95 % Alkohol aus der Apotheke oder Primasprit aus dem Supermarkt. Italienische Likörliebhaber würden den Limoncello vermutlich niemals mit Wodka, Doppelkorn oder Rum zubereiten, da dessen Geschmack das Zitronenaroma verändern könnte.

Zutaten für den Ansatz: 
•    8 große, reife Bio-Zitronen
•    0.7 Liter Trinkalkohol (95 % Vol.) z. B. Primasprit
•    1 Liter Wasser
•    500 bis 700 Gramm Zucker

Schälen Sie die Zitronenschale so dünn ab, dass möglichst wenig vom weißen Zitronengewebe erfasst wird. Hierzu eignet sich ein stabiler Sparschäler besonders gut.  Geben Sie die Schale in ein großes Glas und füllen es mit 0.7 Liter des Alkohols auf. Lagern Sie den Ansatz kühl und schütteln ihn möglichst einmal täglich. Nach vier Wochen ist der Alkohol gelb und „zitroniert“. Jetzt erhitzen Sie ein Liter Wasser mit dem Zucker (nicht kochen), lassen den Zuckersirup abkühlen und füllen das Gemisch zum aromatisierten Alkohol. Kosten Sie. Schon zufrieden? Falls Sie noch mehr Geschmack wollen, lassen Sie das Gemisch noch einen weiteren Monat reifen, bevor Sie die Zitronenschalen entfernen.

Der hochprozentige, zuckrige Limoncello ist am bekömmlichsten, wenn er mit Mineralwasser verdünnt getrunken wird, sonst könnte ein kräftiger Kater drohen. 
Und wenn der Kopfschmerz am nächsten Morgen doch da ist, was tun? Etwas Salziges essen und viel Trinken hilft. Zum Glück haben Sie ja den eingefrorenen Zitronensaft, der mit einer großen Menge Mineralwasser als Limo getrunken, den Brummschädel vertreiben kann. 

Autorin: Alexa Sabarth