Messermanufaktur

Ginge es nach den Zukunftsvisionären des letzten Jahrhunderts, müssten wir längst im silberfarbenen Einheitslook durch sterile Räume schweben. Dienstbare Roboter quatschten oder piepsten uns zu - erleichterten unseren Alltag aber ungemein. Unsere Nahrung bezögen wir aus Replikatoren oder Assietten. Um ehrlich zu sein, hatte mich im zarten Schulalter längst mit dem Gedanken abgefunden, das es genau so kommen wird.

Dabei hasste ich die Farbe Silber. Wer einmal mitten im Hochsommer in ein Ganzkörper-Elefantenkostüm gezwungen wurde, weiß warum. Traurig lief ich durch die unendlichen Weiten der großelterlichen Werkstatt – herrlich unaufgeräumt und gefüllt mit öligen und ungemein faszinierenden Werkzeugen. Vor meinem geistigen Auge sah ich aber schon die Abrissbirne in das uralte Fachwerk krachen, um Platz zu schaffen für ein riesiges, weißes, gurkenförmiges Plastikgebäude von dem mir nicht ganz klar war, welchem Zweck es diente.

Es kam anders und ich bin froh darüber sehr froh

Denkt man genauer darüber nach, stellt man fest, wie wenig sich tatsächlich ändert. Sieht man einmal von riesigen Fernsehern und winzigen Telefonen ab, hat sich doch kaum etwas verändert. Der Fortschritt besteht heute mehr und mehr darin sich zurückzubesinnen. Beispiel Heizung. Statt endlich auf Kernfusion umzustellen - sehe ich immer mehr meiner Nachbarn am Wochenende im Schweiße ihres Angesichts Holz für den Winter hacken. Beispiel Lebensmittel: Statt alles aus Soja und Erdöl zu metamorphieren - kaufen und kochen immer mehr Bioprodukte.

Was ist da los?

Jetzt mal zu meinem Business. Als wir anfingen, uns auf richtig gute Messer zu spezialisieren, haben nicht Wenige gesagt, dass so etwas niemand mehr kauft. Man bekommt heute ganze Messerblöcke zum Preis von 10 EUR. Warum sollte jemand für ein Messer 50 EUR und mehr ausgeben. Die wirkliche Antwort kenne ich erst jetzt – weil eine tiefe Sehnsucht nach dem Bleibenden – nach dem Echten herrscht. Etwas was Generationen überdauert. Etwas was seinen Wert einfach behält und mit jedem Tag an den man es benutzt ein klein wenig wertvoller wird.

Und noch etwas – noch gewichtiger. Wir sind zunehmend von Dingen umgeben die wir vielleicht noch verstehen - von denen wir aber schon längst nicht mehr wissen wie sie funktionieren. Da hilft auch kein Ranga Yogeshwar und kein Galileo Spezial. Wie schön ist das so etwas archaisches - wie ein gutes, handgeschmiedetes Messer. Du spürst förmlich die Handwerkskunst die es erschuf! Es hatte seinen Preis aber seine scharfe Klinge wird mit allen schwierigen Situationen (in der Küche) fertig. Wie ein guter Freund sorgt es für dich. Du verstehst es und es versteht dich. Manchmal verletzt es dich - aber seine Nützlichkeit schmiedet euch zusammen. Das wichtigste – es funktioniert immer!! Und fast hätte es so etwas nicht mehr gegeben.

Tradition und Moderne im Handwerk

Es ist schon eine Ironie des Schicksals das ein ultramodernes Medium wie das Internet dazu beigetragen hat, das uralte Handwerk des Messerschmiedens wieder aufblühen zu lassen. Ein Blick nach Solingen: Noch vor 10 Jahren hatte das traditionelle Messerhandwerk seinen Zenit schon längst überschritten. Viele hielten dem Kostendruck nicht mehr stand. Traditionsreiche Namen verschwanden für immer. Die Großen der Branche verlegten ihre Produktion in Billiglohnländer. Riesige Handelsketten dominierten den Markt. Hier war kein Platz für Handarbeit. Zu geringe Stückzahlen, nicht uniform genug, kein Geld für effektive Werbung. Dann kamen die Onlineshops und plötzlich war es möglich, mit relativ wenig Aufwand die Produkte einer großen Zahl an potentiellen Käufern zu präsentieren. Plötzlich war es möglich sich in Foren auszutauschen. Auch Laien brauchten sich nicht mehr nur auf die Werbung als Informationsquelle zu beschränken. Plötzlich stellte man fest, dass es doch noch einige Überlebende gab, die fern ab der Medienrealität wunderbare Dinge fertigten.

Und es geht weiter.

Der Trend geht in Richtung Ursprung. Fast vergessene Techniken und Materialien gewinnen wieder an Bedeutung. Die Manufaktur als Form der Arbeitsteilung kehrt zurück. Zum Teil sind auch wieder Einzelkämpfer wie Kamo Shirou aus Japan oder Haimo Roselli aus Finnland erfolgreich am Markt aktiv. Handarbeit und Individualität wird wieder geschätzt und vor allen Dingen bezahlt. Die Welt ist wieder etwas bunter geworden.

Schöne neue Zeit.

Matthias Wimmer


Sie befinden sich auf der Suche nach hochwertigem Schneidwerkzeug?

In unserem Sortiment finden Sie Dick Messer, Böker Messer und Güde Messer, aber auch japanische Messer wie zum Beispiel Haiku Messer, Kai Shun Messer, Sashimi Messer und Santokumesser.

Des Weiteren führen wir auch Maserin Messer, Windmühlenmesser, Damastmesser und Roselli Messer. Finden Sie das perfekte für Ihre Küche und machen Sie die Zubereitung von Speisen zu einem einzigartigen Erlebnis.