Wilde Vitamine – essbare Wildkräuter

 

Die ersten wärmeren Sonnentage im März locken uns hinaus in die Wälder zum Spaziergehen, Joggen und Radfahren. Warum nicht dabei junge, frische Kräuter für die Küche sammeln? Viele heimische Wildpflanzen sind äußerst gesund und überraschen mit ungewöhnlichen Geschmackserlebnissen.

Inhalt:

Wichtig im März: Genau hinsehen!

Die Bestimmung von Pflanzen im Vorfrühling ist nicht ganz einfach, denn die meisten Kräuter haben noch ganz kleine, erdnahe Blätter– da kommt die App auf dem Smartphone ins Schwitzen und nicht immer zum richtigen Ergebnis! Ein Bestimmungsbuch ist für Pflanzensammler unerlässlich, aber leider sind in den meisten Büchern die Jugendformen der Pflanzen nicht abgebildet. Auf YouTube finden Sie z. B. unter dem Stichwort „Vorfrühling, Wildkräuter“ viele Videos, die beim Bestimmen helfen.

Expertenwissen

Am sichersten lernt man das Erkennen der Pflanzen auf einer Wildkräuterexkursion. Auch bei Ihnen gibt es sicher Wildkräuterexpertinnen und -experten, die lehrreiche Führungen anbieten. Obwohl das Pflanzenbestimmen im März etwas Erfahrung verlangt und das Ernten der winzigen Blättchen mühsam ist, lohnt es sich. Denn jetzt schmecken die Wildkräuter einfach am besten, da sie noch nicht so viele Bitterstoffe eingelagert haben. Noch ein Vorteil des Vorfrühlings: Sie müssen sich (fast) keine Sorgen um Zecken machen, die sind jetzt im März noch nicht so aktiv.

Was tun mit dem gesunden Grünzeug?

Die gesammelten Schätze nutzen Sie für frischgrüne Salat-Dressings und Kräuterquark, zum Aufstreuen auf Suppen, belegte Käsebrote und zum Untermischen für Suppen und Smoothies. Wichtig ist, dass die jungen Kräuter sehr gut abgewaschen werden, da sie ja in der Nähe der Erdoberfläche gewachsen sind und besonders nach einem Regen etwas erdig-schmuddelig aussehen.
Im folgenden Teil stellen wir die wichtigsten Vorfrühlings-Wildkräuter vor:

Wilder Lauch

Noch dauert es etwas, bis der geliebte Bärlauch aus dem Boden bricht. Zum Glück finden Sie am Waldrand als Ersatz „wilden Lauch“. Es sind „grüne Schnürsenkel“, d. h. lange, dünne, drehrunde, dunkelgrüne Blättchen, die wie Schnittlauch aussehen, nur etwas schmaler und kürzer sind. Beim „wilden Lauch“ kann es sich um jungen Kohl-Lauch (Allium oleraceum), Weinberglauch (Allium vineale), Schlangen-Lauch ((Allium scorodoprasum), Wunderlauch (Allium paradoxum) oder sogar verwilderten Schnittlauch handeln. Welche Art es ist, ist eigentlich egal, denn alle Laucharten schmecken ähnlich erfrischend-scharf. Zerkleinern Sie den Wildlauch mit dem Wiegemesser und streuen ihn z. B. über diesen Eiersalat:

Eiersalat mit Wildkräutern

3 gekochte Eier

1 bis 2 Cornichons

1TL gehackte Zwiebeln

1 TL gehackte rote (rohe) Paprika

2 EL Remoulade

1 EL Dijon-Senf

1 TL fein gehackte Vorfrühlings-Wildkräuter (Feldsalat, wilder Lauch, Ehrenpreis, Hirtentäschel)

Salz

Sie vermengen Senf und Remoulade mit den Gewürzen und vermischen danach alle Zutaten. In einer Schüssel lassen Sie den Salat 1/2 Stunde im Kühlschrank durchziehen. Dieser gesunde Eiersalat krönt jede Abendbrottafel.

Hirtentäschel

Hirtentäschel schmeckt im Frühling lecker mild nach Salat und wird daher in manchen Ländern sogar angebaut. Sie erkennen die Pflanze an den fiederspaltigen Blättern, die in einer Rosette angeordnet sind und gern an nährstoffreichen, besonnten Orten wachsen. Wer nicht genau hinschaut, könnte die Blattrosette mit Löwenzahn verwechseln.
Fun-Fact: Möglicherweise geht diese harmlos aussehende Pflanze „auf Jagd“. Die Samenkapsel enthält Enzyme, die Nematoden im Boden abtöten. Botaniker vermuten, dass die Wurm-Leichen den Pflanzen zusätzliche Nährstoffe liefern.

Scharbockskraut

Ein absoluter Klassiker! Diese Vitamin-C-Bombe rettete schon unsere Vorfahren vor der die Vitamin-C-Mangel-Krankheit Skorbut. Sie erkennen Scharbockskraut an den glänzenden, herzförmigen Blättern. Im April blüht es leuchtend gelb und sollte dann wegen der enthaltenen Giftstoffe nicht mehr verzehrt werden. Aber auch vor der Blüte ist bei dieser Pflanze Vorsicht geboten. Essen Sie wirklich nur wenige Teelöffel, in großen Mengen führt sie oft zu Bauchkrämpfen. Es schmeckt etwas scharf bis leicht herb. Scharbockskraut hat es gern feucht, es wächst an Gewässern, in Wäldern und auf nassen Wiesen.

Efeu-Ehrenpreis

„Veronica, der Lenz ist da“ sangen schon die Commedian Harmonists; und so gehört diese Pflanze auch zu den häufigsten Wildkräutern, die uns im März ins Auge springen. Der Efeu-Ehrenpreis (Veronica hederifolia) hat gegenständig angeordnete, gekerbte Blättchen und blüht später blassblau. Noch ist er mild, erbsen-ähnlich im Geschmack und kann gehackt in Salate gemischt werden. Andere Veronica - Arten können Sie ebenso verwenden, die meisten schmecken aber deutlich bitterer.

Vogelmiere

Woran erkennen Sie Vogelmiere? Ihre kleinen Blätter sind gespitzt-eiförmig geformt, sie kriecht mit langen, hellgrünen Stängeln am Boden entlang. Wenn Sie die Pflanzen vorsichtig auseinanderziehen, entdecken Sie einen weißlichen, dünnen „Darm“, die zentrale Wasserleitbahn der Pflanze.
Vogelmiere schmeckt mild nach jungem Mais. Hacken Sie die Pflanze klein und streuen Sie sie über den Salat aus gekochten Rote-Beete-Rüben. Smoothie-Liebhaber werden kleingeschnittene Vogelmiere zusammen mit Obst pürieren. Das Power-Gewächs enthält fast 10-mal so viele Vitamine wie Kopfsalat und 10-mal so viel Eisen wie Brokkoli.
Fun Fact: Vogelmieren sind potente Überlebenskünstler. Ihre Samen können 40 bis 60 Jahre im Boden überdauern und sie blüht bis zu 5-mal pro Jahr.

Barbarakraut (Winterkresse)

Das Barbarakraut ist eine recht auffällige, imposant wirkende Wildpflanze. Der Botaniker bezeichnet die Grundblätter als „ leierförmig-fiederspaltig“, sie wachsen in einer Rosette.

Winterkresse schmeckt wie Garten-Kresse. Sie gedeiht an Äckern, auf Brachen, Schuttplätzen, an Wegrändern und auf gedüngten Wiesen – überall dort, wo sie dem Boden viel Stickstoff entziehen kann.

 

Feldsalat

Am Feldrand wächst im März in vielen Gegenden wilder Feldsalat (Rapunzel). Er ist für Ungeübte leicht mit dem Knäuelhornkraut (Cerastium glomeratum) zu verwechseln, das aber stark behaart ist und dessen Blattadern nicht so deutlich hervortreten. Hornkräuter sind zwar nicht giftig, aber sie schmecken deutlich weniger gut!
Das folgende Rezept eignet sich für ungeduldige Köche:

Kräuterquark-Quickie

200 ml Joghurt (10 % Fett)

100 ml Speisequark (40 % Fett)

1 EL würzige fein kleingehackte Vorfrühlingswildkräuter (wilder Lauch, Barbarakraut, Schafgarbe)

etwas Milch zum Glattrühren

Pfeffer

Salz

Alle Zutaten vermischen, abschmecken und aufs Brot streichen oder zu Pellkartoffeln reichen. Wer keine würzigen Kräuter gefunden hat, wählt milde Wildkräuter wie Feldsalat und Hirtentäschel und schafft mit einer kleinen zerdrückten Knoblauchzehe mehr Aroma.
Lecker und simpel ist auch folgendes Rezept:

Wildkrautsalat

1 kleiner Eisbergsalat

1 EL fein gehackte Wildkräuter (z. B. Hirtentäschel, Löwenzahn, junger Giersch, Feldsalat)

1/2 gehackte Zwiebeln

1 TL gehackte rote (rohe) Paprika

Öl

Essig

etwas Senf

Salz

Aus Öl, Essig und den Gewürzen mischen Sie eine Marinade und geben den zerpflückten Eisbergsalat hinzu. Mischen Sie alles in einer Schüssel und verzieren Sie den Salat mit den ersten aufgeblühten Gänseblümchen.

Und nun heißt es:

Guten Appetit!

Autorin: Alexa Sabarth